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Der ehemalige Bundestrainer Holger Schmezer hätte heute seinen 74. Geburtstag gefeiert.

 

Von 1996 bis 2000 war Holger Schmezer Bundestrainer des deutschen Dressur-Nachwuchses. Nach den Olympischen Spielen in Sydney übernahm er das Amt des Bundestrainers für die 'Großen. Im April 2012 ist Holger Schmezer überraschend während des Weltcup-Finales in seinem Hotelzimmer in 's-Hertogenbosch gestorben. Heute wäre dieser besondere Mensch 74 Jahre alt geworden.

Bei der Trauerfeier in der Niedersachsenhalle in Verden hatten 800 Menschen von dem verstorbenen Bundestrainer Abschied genommen. Unter den Rednern war auch die zweimalige Mannschafts-Olympiasiegerin Heike Kemmer, eine langjährige Schülerin von Schmezer: „Er legte immer großen Wert auf korrektes Aufgabenreiten und einen aufrechten Sitz – so wie er selbst durchs Leben ging. Für uns Reiter war er immer ein ‚Fels in der Brandung’.“

Am Anfang war es alles andere als der direkte Weg zum Dressurreiter, den Holger Schmezer eingeschlagen hat. Die Sportskanone war bei den Deutschen Meisterschaften der Segler am Start, war Schulmeister Schleswig-Holsteins im Zehnkampf und lief die 100 Meter in 11,1 Sekunden. Zum Fünfkampf gehörten Schießen, Fechten, Schwimmen, Laufen und Reiten. Das reizte Schmezer, ihm fehlte nur die Erfahrung im Sattel. Kein Problem: „In der Nähe hatte ein Pferdehändler seine Anlage.“ So kam Holger Schmezer aufs Pferd. „Die Pferde in dem Stall wechselten oft und die Mädchen fielen oft runter, aber ich blieb drauf.“ Er widmete sich zunächst dem Spring- und Vielseitigkeitssport. Die Wende zur Dressur kam in Neumünster. „Dort habe ich Herbert Rehbein auf dem Pferd sitzen sehen und war begeistert, wie er zu Pferde saß. Meine damaligen Springreiter-Kollegen haben nur gesagt: ‚Der ist ja auch Berufsreiter.’ Ich wusste bis dato gar nicht, dass es so etwas gab. Von dem Tag an stand fest: Das will ich auch machen.“
Über den ehemaligen Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter, Max Habel, kam Schmezer in den Stall von Gustav Eggert und machte dort seine Lehre zum Bereiter. Längst hatte Schmezers Begeisterung für die Dressur Fuß gefasst. „Dressur hat mehr mit Kunst zu tun, nicht nur mit Athletik“, erklärte er damals. „Das hat mir immer mehr Spaß gemacht.“ Zudem war er der Meinung, die Dressur sei die einzige Grundlage, um als Berufsreiter bestehen zu können.
Nach seiner Lehre wurde Schmezer als Bereiter von Willi Schultheis engagiert. Nach gut vier Jahren war es Schultheis selbst, der Schmezer riet, nach Thedinghausen zu gehen. Acht Jahre leitete der Schultheis-Schüler dort einen Privatstall. „Wir hatten wirklich gute Pferde in dem Stall. In dieser Zeit bin ich auf all den großen Turnieren geritten – außer Aachen.“ 1979 machte sich Schmezer mit seiner damaligen Frau Inge selbstständig. Von Anfang an genoss Schmezer nicht nur die Ausbildung von Pferden, sondern auch von Reitschülern. Auch bei der FN wurde man auf ihn aufmerksam. 1996 wurde Schmezer Nachfolger von Siegfried Peilicke und damit Bundestrainer für den Nachwuchs. Unter seiner Leitung gewannen die deutschen Nachwuchsreiter bei Europameisterschaften 30 Medaillen, davon 15 goldene. Schweren Herzens hat sich Schmezer Ende 2000 vom ‚Nachwuchs getrennt’ und übernahm nach den Olympischen Spielen in Sydney von Klaus Balkenhol das Amt des leitenden Bundestrainers. „Das war eine einmalige Chance.“ Seine Richterlaufbahn hatte er dafür an den Nagel gehängt, auch seinen eigenen Betrieb hat er aufgegeben.
Drei Dinge prädestinierten Schmezer als Bundestrainer, abgesehen von seinem Wissen um Pferde und Dressur. Er war selbsterklärter Optimist, diszipliniert und ein Puffer im Team. „Früher bei den Jugendlichen, aber auch noch auf den Championaten wird man schon mal angemault. Aber ich kann das verstehen, bei der Anspannung, die da herrscht. So ruhig wie ich wirke, bin ich oft gar nicht, aber als Bundestrainer muss man sich auch als Puffer für die Sportler sehen.“
Im März 2012 erreichte Cheftrainer Holger Schmezer das Rentenalter, aber er hatte zugestimmt bis Ende des Jahres im Amt zu bleiben und die Olympischen Spiele in London als letztes Highlight seiner Cheftrainer-Karriere zu begleiten. Leider durfte er dieses Highlight nicht mehr erleben. In der Dressurwelt ist er bis heute absolut unvergessen – als Ausbilder, als Trainer und als Mensch!

 

 

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