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dressursport-deutschland.de im Gespräch mit Kaderreiter Frederic Wandres über den Kurz-Grand Prix der Weltcup-Tour. Keiner hat damit so viel Erfahrung wie der 34-Jährige. Heute, am 13. Januar, wird er diese Weltcup-Grand Prix-Aufgabe zum sechsten Mal reiten – in Wellington mit dem zwölfjährigen Bluetooth…

dressursport-deutschland.de: Du hast den Kurz-Grand Prix, der in dieser Saison im Weltcup eingesetzt wird, schon fünfmal geritten und das mit drei verschiedenen Pferden. So viel Erfahrung mit diesem Grand Prix hat noch kein anderer Reiter. Was ist Dein Eindruck?
Frederic Wandres: Meiner Meinung nach kommt es immer darauf an, aus welcher Perspektive man die Situation betrachtet. Ganz neutral und nüchtern betrachtet ist es eine neu eingeführte, von Experten ausgearbeitete Dressuraufgabe, welcher wir uns als Reiter nun stellen müssen - ob wir das wollen, für gut befinden oder nicht – es ist, wie es ist. Und genau so gehe ich damit um: das Beste aus der Situation machen! Ich denke, es liegt in der Natur des (deutschen😅) Menschen, erst einmal jegliche Art von Neuerungen aus dem negativen Auge zu betrachten und es bedarf erst einer gewissen Eingewöhnungsphase Aller bis man zur Gewohnheit übergehen kann.
Betrachte ich die Angelegenheit aus einem anderen Auge, ist es natürlich nicht das, was wir uns als Aktive wünschen. Es liegt uns mehr daran, die klassischen Werte und lang ausgearbeiteten Dressuraufgaben zu erhalten und diese noch über viele Generationen weiterzugeben – so wie auch ich mit dem klassischen Grand Prix aufgewachsen bin.

dressursport-deutschland.de: Gibt es einen Pferdetyp, dem dieser Grand Prix mehr entgegenkommt? Andere, denen er schwerer fällt?
Frederic Wandres: Ja, gibt es! Diese Weltcup-Saison habe ich das Glück, mit Duke of Britain, Bluetooth und Hot Hit drei völlig verschiedene Pferde reiten zu dürfen. Jeder dieser Drei kann ganz unterschiedlich seine Stärken in dieser Aufgabe hervorbringen und jeder dieser Drei tut sich an ganz unterschiedlichen Stellen etwas schwerer …
Pferde mit langer klassischer Grand Prix-Erfahrung tun sich meiner Meinung nach zu Beginn etwas mit der Linienführung schwer. Zeitweise hat man das Gefühl, als ob man – symbolisch gesehen – auf dem falschen Fuß leichttrabt: alles ist nahezu spiegelverkehrt.
Hot Hit beispielsweise ist noch nicht zu viele Grand Prix’ gegangen, er ist sogar mit dem Weltcup-Grand Prix in den internationalen Sport eingestiegen. Erstaunlicherweise kam er sehr mühelos damit klar. Er kannte die ‚alte‘ Linienführung noch nicht als Grand Prix-Neuling und hatte daher keine Probleme, ob die Zick Zack nun von rechts oder links begonnen wird.
Dennoch habe ich auf vielen Weltcup-Turnieren auch schon Ritte beobachtet, bei denen den Pferden schlichtweg die Zeit zum Durchatmen fehlt. Sieht man genauer hin, so enthält die Galopptour nicht eine komplette kurze Seite, um einmal dem Pferd oder sich selbst die Zeit zu geben und durchatmen zu können. Das führt teilweise schon zu Stress, der sich durch den Rest der Prüfung ziehen kann.
Ein positiver Aspekt bleibt jedoch aus meiner Sicht anzuführen: Weniger Piaffe, weniger starker Trab, weniger Passage – das zieht auch weniger Kraft aus den Pferden. Im Weltcup sammeln wir die Punkte in der Kür. Die neue Grand Prix-Aufgabe ist auf jeden Fall Kräfte sparend, um im entscheidenden Moment, in der Kür, seine Kräfte und Stärken auch voll ausspielen zu können.

dressursport-deutschland.de: Der Weltcup-Grand Prix beinhaltet, wie schon von Dir angedeutet, einmal statt dreimal den starken Trab, viermal statt sechsmal die Passage und zweimal statt dreimal die Piaffe – das bedeutet: weniger Herausforderungen oder weniger Chancen?
Frederic Wandres: Für mich ist der Weltcup-Grand Prix eine größere Herausforderung, egal ob ich weniger oft gewisse Lektionen zeige oder nicht. Die Abfolge der Lektionen erlaubt keine Fehler, da sich sonst schnell ein Folgefehler auf den anderen addiert. Dennoch, wie schon erwähnt, wächst man auch an diesen Herausforderungen und versucht, sich und sein Pferd bestmöglichst darauf vorzubereiten.

dressursport-deutschland.de: Laut FEI dauert der Weltcup-Grand Prix vier Minuten und 35 Sekunden, der lange Grand Prix sechs Minuten und 30 Sekunden. Können diese zwei Minuten tatsächlich Auswirkungen auf den Dressursport haben? Wenn ja, welche?
Frederic Wandres: Ich denke, dass man sich grundlegend für Reitsport (in diesem Falle Dressursport) interessiert oder nicht. Daran ändert auch eine kürzer gehaltene Dressuraufgabe nichts, zumindest denke ich, jemand, der überhaupt nichts mit Pferden zu tun hat, wird dadurch nicht mehr oder weniger den Fernseher einschalten. Andere Auswirkungen hat es natürlich, wenn der Dressursport immer mehr und mehr zurückgestellt oder runtergeschraubt wird. Wenn sozusagen die Ausführung des Weltcup-Grand Prix’ erst der Anfang wäre und immer weitere Änderungen hinsichtlich der Zeit hinzukämen, dann wären wir irgendwann bei ‚In der Kürze liegt die Würze‘ und würden gefühlt gezwungen, einen neuen ‚Dressur-Streckenrekord‘ aufzustellen. Nach dem Motto: ‚Wer beendet die zu absolvierende Aufgabe in der schnellsten Zeit‘!

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